Was hat Corona mit einer Obstwiese zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Auf den zweiten Blick jedoch eine ganze Menge. Bei Corona kam ein veränderter Ereger wie ein Fluch über uns alle und grassierte im wahrsten Sinne des Wortes wie eine Seuche.
Von vielen Menschen ziemlich unbemerkt passiert in letzter Zeit immer wieder etwas sehr Ähnliches. Eine neue Bedrohung, wie der schwarze Rindenbrand, Blausieb oder Birnenverfall bei der Unterlage „Kirchensaller Mostbirne“ kommt als etwas Neues oder Verändertes unter anderen Rahmenbedingungen auf unsere Obstbäume zu und rafft manchmal ganze Bestände dahin.
Aber noch etwas ist klar festzustellen: Bei Corona infizierten sich Menschen mit bestimmten Blutgruppen eher an als Menschen mit anderen Blutgruppen. Hier kommen wir also in den Bereich der Genetik und Obstbaumbestände sind – durch Menschenhand gemacht – ein Epizentrum von genetitscher Gleichheit.
Eine auf den ersten Blick vielleicht eine sehr befremdliche Aussage, da die Bäume doch aus unterschiedlichen Baumschulen kommen und unterschiedlichste Sorten auf Wiesen wachsen. Fangen wir mal unten am Baum an. Die typischen Hochstämme sind zum allergrößten Teil auf „Bittenfelder Sämlingen“ verdedelt. Manche kommen noch auf den für Trockenstress eher anfälligen „A2“ daher und weitere Minderheiten sind die Sorten „Antonowka“ oder „Grahams Jubiläumsapfel“.
Trifft also ein Erreger auf diese Monokulturen wäre es besser, wenn hier keine genetische Anfälligkeit vorliegen würde. Sonst könnte es sehr schnell sehr bitter werden, wenn die Basis des Baumes (Stamm und Wurzeln) geschädigt wird. Das Selbe in Grün trifft auf den oberen Teil de Baumes, also auf die Veredelungen zu, da diese seit Generationen immer und immer wieder vom selben Genmaterial genommen werden. Und genetische Einheit ist ja bei Sortenäpfeln gerade der springende Punkt, da sonst keine einheitlichen Äpfel entstehen können.
An dieser Stelle setzt wir ein Experiment für genetische Vielfalt auf. Mit der bestäubten Blüte kommen Mendel und seine Nachfahren ins Spiel und der Apfel mit seinen Kernen trägt ein neues genetisches Muster in sich, was wieder der Viefalt zugute kommt.
Daher haben wir aus dem Trester des letzten Jahres Sämlinge keimen lassen und – wenn die Kaninchen nicht schneller sind – lassen diese kleinen Bäumchen mal ein wenig zeigen, was so in ihnen steckt. Die Theorie dahinter ist, dass die Sämlinge, die durch natürliche Keimung entstehen, vielleicht auch gut mit den im Moment herrschenden klimatischen Bedingungen klar kommen.

Nach einem oder zwei Jahren der natürlichen Selektion nehmen wir die stärksten Sämlinge und ziehen aus ihnen kleine Bäume. Drückt uns die Daumen dabei. Dabei ist es nicht wichtig, ob wir mit einem Schlag den Superbaum finden. Wichtig ist, dass eine breite genetische Vielfalt unter den Beständen herrscht.
PS: Haben unsere Vorfahren übrings genauso gemacht. Was gut ist, kommt auch wieder.

