Klingt doch erstmal toll – ich pflanze einen Baum und bekomme dafür Geld. Ja, aber …..
Wer einen Baum pflanzt, ist ja per se erstmal frei von vielen Regularien die einen treffen können. Man hat die freie Wahl zwischen Hoch- oder Halbstamm oder böse, böse, sogar einem Busch. Büsche sind ja zumeist ein wenig verpöhnt und auf den gesetzlich geschützten Streuobstwiesen und den meisten Naturschutzgebieten auch ein schwieriges Ding, weil mit den Regularien oft nicht konform.
Aber obacht, wie der Schweizer sagt. Es kann ja gute Gründe dafür geben…. Aber mehr dazu mehr im Folgenden.
Fangen wir mal vorne an: Ein Baum soll auf die Wiese. Da stellt sich die Frage: wie stelle ich das an mit einer Förderung?
Erstmal muss ich überlegen, was ich mir fördern lassen kann und von wem. Bei uns in Hessen und im Main-Taunus-Kreis kommen da Fördermittel von beiden Quellen – Land und Kreis – in Frage. Theoretisch.
Wir nehmen mal an, du bist kein Landwirt und da fallen Programme wie HALM2 schon mal vorweg flach. Ist aber ohnehin eine echt harte Kost, denn auch wenn du einen landwirtschaftlichen Betrieb hast, kommen hier Auflagen zum Abstand der Bäume, Mahd und Düngen hinzu, die nicht zu jedem passen.
Wenn man derzeit beim Land Hessen bei der Streuobststrategie schaut, so findet man (Stand 05.12.24) nur verwaiste Seiten für den Bereich der Privatpersonen, da die Seiten nicht mehr zu existieren scheinen. Soweit also schon mal ein Suchaufwand, der zu nichts geführt hat.
Gehen wir mal bei uns zum Main-Taunus-Kreis. Hier findet man eine eigene Förderung für Bäume, allerdings nur für Hochstämme, oder Sämlinge die zu Hochstämmen erzogen werden. Da stellt man dann in den Förderrichtlinien fest, dass hier umfriedete Gelände nicht förderfähig sind. Eine echte Wiese dürfte das zwar erfüllen, entspricht aber vielleicht nicht mehr ganz den Anfoderungen von Menschen, die sich heute noch um Obstwiesen kümmern. Aber schauen wir mal weiter. Die vielleicht größte Hürde dürfte sein, dass der Zuwendungsempfänger sich verpflichtet, sich 30 Jahre um den Baum zu kümmern. Für jeden, der in den letzten 10 Jahren mal im größeren Stil fertig ausgebildete Hochstämme gesetzt hat, wird germerkt haben, welche Herausforderung er damit eingeht. Pro Gießgang werden bei Trockenheit bis zu 60 Liter fällig, was man nicht gerade mit dem Fahrrad oder kleinem PKW gut geregelt bekommt. Erschwerend kommt hinzu, dass man dies bei langer Trockenheit mehrfach pro Woche machen muss…… Einfach mal im Kopf hochrechnen und sich dann fragen, ob man das wohl so handhabbar ist. Dazu kommen die Kosten pro Baum. Ein Hochstamm kostet heute schon mal 50 €, wenn man es nicht gerade bei einer Aktion wie der Kelterei Heil kauft, wo man jedes Jahr ein kleine aber feine Auswahl hat. Die Kosten der Förderung sind also schon damit komplett weg und man hat echt viel Arbeit mit Grube ausheben, gießen und allem drum und dran.

Dann bleibt natürlich noch die Wahl, dass man einen kleinen Sämling setzt und dann später veredelt. Dies hat den Vorteil, dass man pro Gießgang auch mit 5 Litern auskommen kann, da das Verhältnis von Wurzeln zum Rest des Baumes von Beginn an stimmt und der Baum sich besser selber versorgen kann. Dies halte ich persönlich für eine gute Alternative zum fertigen Hochstamm, wenn da die Sache mit den Mindestabständen von mindestens 10 Metern von Baum zu Baum und andere kleine Fallstricke nicht wären. Bleibt natürlich noch die Frage, wie man am Ende den Sämling veredelt bekommt. Ich habe mich länger mit meinem Umfeld beschäftigt und nur wenige Ressourcen gefunden, die dies im Moment beherrschen. Viele Garten- und Landschaftsbauer schauen einen nur mit fragenden Augen an und Hilfe bekommt man vielleicht bei Landschaftpflegeverbänden wie beim MTK oder örtlichen Obst-und Gartenbauvereinen. Allerdings stirbt dieses Wissen oft mit der Überalterung auch aus. Aber schaut doch mal in meinen Artikel zum kleinen Veredelungs-ABC – ist keine Raketenwissenschaft 🙂

Daher habe ich mir die Technik einfach mal irgendwann selber angeeignet und erfreue mich einer ziemlich hohen Überlebensrate in den letzten Jahren. Die Kosten halten sich damit auch mit Wühlmauskorb, Pfählen und Hasendraht im Rahmen. Der kleine Baum kostet auch bei guten Quellen nur um die 2-3 € zzgl. Versand. Ich habe die freie Wahl, welche Stammform ich ziehen möchte und welcher Abstand der Bäume für mich passt. Und was passt für mich? Hochstämme benötigen große Leitern, die jedesmal auf die Wiese gebracht werden müssen, oder auch Rüttelstangen wenn man „nur“ Kelter- und kein Lagerobst haben möchte. Für den einen oder anderen würde dann vielleicht doch eher die Obstwiese mit Halbstamm passen, die sich besser selber beschattet und leichter bearbeiten lässt. Aber das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Entscheidend ist, dass man vorher erstmal überlegt, was zu einem selbst passt und nicht was überholte Traditionen von uns wollen. Die Förderung von Streuobst ist sicher ein guter Ansatz, um diese wertvollen Lebensräume zu erhalten. Doch muss man auch mit der Zeit gehen (Stichwort Klimawandel) und auch die Bedürfnisse der Pflegenden in den Blick nehmen – denn die beste Förderung bringt nichts, wenn die Bäumchen das nächste Jahr schon gar nicht mehr erleben.


